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Text „MONOS - ein Paradoxon“
anlässlich der Ausstellung im Kulturzentrum ega, 2010

„Das Leben ist ein Mysterium, das gelebt, geliebt und erfahren werden will“...

Nichts Geringeres als diesen Satz des erwachten indischen Meisters Osho wählt sich die Wiener Künstlerin Andrea Bauer als Leitsatz für ihr Leben und als Thema für ihr künstlerisches Schaffen und nicht zufällig ist auf ihrer Homepage dazu ihr Foto als Antlitz im Spiegel zu sehen –

denn die Welt ist nichts als eine Projektion jenes Bewusstseins, welches durch das polare, duale Spiel von Leila, jener Spiegelung, überhaupt erst einer Erkennung zugeführt zu werden vermag. Denn verstandesmäßiges Erkennen ist nur durch Unterscheidung möglich. Daher ist die Trennung, der Fall aus der Einheit des Unbewussten, jene Vertreibung aus dem Paradies, die Voraussetzung für (oder auch die Folge von) unserer Entwicklung zum „Ich“, d. h. zum verstandesbegabten und damit der Polarität unterworfenen Menschen und damit die Geburtsstunde des „Creators“, jenes Lebewesens, welches sich zurücksehnend, in der „Religio“ (der Rückbindung), bzw. in einem schöpferisch-künstlerischen Prozess wieder mit dieser Einheit verbindet.

Das Mysterium selbst ist nur erfahrbar, niemals jedoch mitteilbar oder beschreibbar, weder bildnerisch noch sprachlich, denn die Landkarte ist niemals der Weg selbst.

Dennoch  verschreiben sich die Künstler immer wieder diesem Paradoxon, das Unfassbare zu fassen und das Unsichtbare sichtbar machen zu wollen. Das damit verbundene Ringen um die Form entspricht unserer dualen Lebensspannung welche sich durch die polaren Reibungen und Widrigkeiten ergibt.

Jeder schöpferische Mensch versucht nun auf seine Weise dem Phänomen des Lebens, des Seins, des Geistes, auf die Spur zu kommen. Jeder tritt an nach seinem eigenen Gesetz, seiner eigenen Zeitqualität und seinem eigenen Element, und jeder „Creator“ spiegelt sich in seinem Werk. Es ist gar nicht anders möglich denn es stellt in diesem Fall nichts als die Projektion seines Bewusstseins dar.

Andrea Bauers Werk ist daher reiner Ausdruck ihres Wesens, ihrer Philosophie, ihres Frauseins und ihres Mysteriums.

Andrea Bauer wurde am 13. März 1965 in Wien geboren.

Als  Fischegeborene per se dem Künstlerisch-kreativen als auch dem Spirituellen, sich ihres zeitlosen, unverletzbaren und unveränderbaren „Selbst“ - bewussten Empfinden zugeordnet, erahnte sie schon früh die Welt als Spiegelung und weigerte sich mittels eines Sehsturzes als Neunjährige die äußere Welt als real anzuerkennen. Doch unsere Zeit stellt eilfertig Krücken zur Verfügung, eine Brille leistet gute Dienste und ermöglichte die Integration des genauen Gegenpols, des Ordnungsprinzips, was in einer kaufmännischen Ausbildung seinen Niederschlag fand. Dennoch, wen die Kunst an ihr „heiliges Feuer“ beruft, muss diesem drängenden Sehnen eines Tages Folge leisten, will er nicht das Ziel seiner Lebensmatrix verfehlen.

Andrea Bauers Weg führte daher über das Interesse an den spirituellen Grundlagen jeglicher Religion, über fernöstliche Heilslehren und Philosophie, über Yoga, Retreat  und Meditation letztendlich zu einer Ausbildung an der Wiener Künstlerischen Volkshochschule.

Seit 2002  sind nun ihre mikrokosmischen Universen zum Thema „Mysterium des Lebens“

in Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen -  Farbflüssein Acryl oder Öl in verfließend malerisch-graphischen Formen, mit eingeschränkter, reduzierter Farbpalette in schwarz-weiß-orange, rot-orange-gelb oder blau-grün-gelb.

Die Zyklen tragen bedeutsame Namen wie: Point of view, Magic Mirror, Reflections, Sand and more, Joy of life und die Werke vielsagende Titelwie “deep inside”, ”longing”, “illusion”, “shamanic dream”, “fragile balance”, “omega”...etc.

Die  im Kulturzentrum ega zu sehende Bildserie „MONOS- ein Paradoxon“

ist in den Jahren 2007-2009 entstanden und bezieht sich auf  „die Vielheit in der Einheit und die Einheit in der Vielheit“ - denn so wie das weiße Licht sich durch Prisma in die Vielfalt der Farben aufspaltet, so atmet sich das höchste Bewusstsein aus in die Welt der Erscheinungen.

Die 30 x 30 cm großen Monotypien, welche entweder gerahmt oder auf weiße Malkörper aufkaschiert sind, zeigen zunächst multidimensionale, offenporige, diffuse  Ebenen in den Farben Schwarz und Weiß.

Wie im Blick durch ein Mikroskop oder in den Sternenhimmel erkennt man Organisches, Lebendiges, Fließendes, jedoch gehalten durch ein Ordnungssystem von regelmäßigen, gleichförmigen und weiß gerandeten Quadraten.

Durch die Poren der Bildebenen dringt das Licht. Aus Unfassbarem, Ungreifbarem, Unsagbarem, aus zunächst unräumlicher Zeitlosigkeit erscheinen signalhaft rote Symbole als Synonyme des Manifesten, beweglich, sich stets verändernd, daher mit offenen Rändern, in unermüdlichem Spiel als Kreis-Ring-Ellipse, Amöbe, Spirale, Zellen - oder Spermaform, Stern oder  Kreuz, zunächst ahnungsvoll als Schatten aufsteigend oder umgekehrt wie ein Schatten wieder darin versinkend.

Nicht von ungefähr wird das Mehrzahl-„S“ bei MONOS rot geschrieben.

Die von der Künstlerin intuitiv gewählten Farben Weiß- Rot- Schwarz sind auch die 3 heiligen Symbolfarben der Matriarchate und stehen für Werden – Sein - und Vergehen.

Bei den Kelten galten sie als Symbolfarben der Göttinnentrinität, der „Mutter Erde“.

Weiß stand für die jungfräuliche astrale Göttin, Rot war das Zeichen der fruchtbaren erotischen Muttergottheit, Schwarz symbolisierte die greise Göttin - die Erde, die ihre Kinder in ihren Schoß zurücknimmt und neues Leben hervorbringt.

Die Frauen, viel mehr eingebunden in die Zyklen und Rhythmen der Natur, haben seit jeher ein intuitives Wissen um die Geheimnisse des Lebens, um die inneren Zusammenhänge der Prozesse des Werdens und Vergehens und auch um das, was darüber hinausführt.

Frauen waren und sind Heilerinnen, Priesterinnen, Seherinnen, Künstlerinnen.

Die Künstlerin hat die für diesen Zyklus gewählte Technik der Monotypie innerhalb weniger Jahre ausgereift und ausgelotet. Die wasserlöslichen Linoldruckfarben werden

auf eine Glasplatte aufgebracht, bearbeitet, mit dünnem saugfähigen Zeichenpapier teilweise wieder abgenommen und wieder aufgetragen. Spuren werden bewusst mitverarbeitet und so wie im Leben selbst scheint immer das Dahinterliegende durch. Die Technik stellt eine Art Mischung zwischen Malerei und Druckgraphik dar. Doch handelt es sich gewissermaßen um Handdrucke, bei denen Faust oder Bürste die Druckerpresse ersetzen. Die Künstlerin arbeitet dabei nass in nass, die Farbe darf nicht antrocknen da sie sonst nicht wieder abgenommen werden kann. Auf diese Weise verändert sich die Platte alle paar Minuten was der beständigen Veränderung, dem Fluss des Lebens entspricht. Differenzierungen, Strukturen und die lebendige Körnung in der Flächengestaltung werden mithilfe von Papieren, Fäden, Haaren, Salz- oder Sandkörnern erreicht.

Duftig, verschwommen, durchsichtig, mystisch – ahnungsvoll und formalästhetisch tiefgründig entstehen auf diese Weise verschiedene Dimensionen in Zeit und Raum die nicht hintereinander, sondern verschmelzend und gleichzeitig zu sehen sind.

Aus der Schwerelosigkeit der durchsichtigen, durchatmeten und durchlichteten Gründe tauchen dann die roten Symbolkörper der manifestierten Formen auf.

Innerhalb der diffusen immateriellen Substanzlosigkeit der vielschichtigen Ebenen vibriert das Licht. Das Erfassen kann daher kein sinnliches sein, sondern ein geistig-optisches. Die Abstraktion wird noch verstärkt durch die reduzierte Farbpalette der Arbeiten.

Wohl berechtigt wird die Kunst dem Bereich der Philosophie, d. h. der Liebe zu Weisheit und Erkenntnis zugeordnet. Mikrokosmos-Makrokosmos, die Einheit des Universums - Polarität und Unendlichkeit, das Geheimnis des Lebens, das Problem des Daseins, immer wieder bewegen sich die Künstler innerhalb dieser großen Themen, jenem Flecht-Gitterwerk des Lebens, in welches wir eingespannt sind, solange, bis wir wieder zur Einfachheit, zum Wesentlichen, zur Einheit und damit zu uns selbst, zu unserer göttlichen Mitte, zurückgefunden haben.

Denn tatsächlich ist der Weg des Künstlers, in der Verbindung von Wahrheit und Schönheit, stets spiritueller Natur. 

(Dr. Waltraud Schwarzhappel, Kunsthist., Wien, Juli 2010)

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